Schon gesehen? Die aktuelle W&V kündigt auf der Titelseite an: „Wie prominente Managerinnen die Frauenquote beurteilen“. Die Auflösung dann auf Seite 54: Viele lehnen die Quote ab, andere sind zwar auch dagegen, sehen die Quote aber als notwendigen Zwischenschritt an.

Komisch, dass hier nur Frauen zu Wort kommen – als ob es ein Frauenthema wäre. Gab es keine Männer, die sich trauten, sich zu äußern? Oder wurden sie gar nicht erst gefragt? Es gibt in Managementkreisen zurzeit kein heftiger diskutiertes Thema als die Einführung der Frauenquote. Eine Diskussion, die durch die Verkündung der Telekom am 15. März 2010, als erstes Dax-30-Unternehmen eine 30%-Quote weltweit für Frauen in Führungspositionen bis Ende 2015 realisieren zu wollen, neuen Auftrieb bekommen hat.

Wer in den letzten Tagen die Kommentare hierzu im Internet verfolgt hat, weiß, wie die Emotionen bei diesem Thema hochkochen. Auf Focus-Online sind in drei Tagen 66 Kommentare eingegangen – 63 lehnen die Quote in sehr deutlichen Worten ab. Auf Spiegel-Online sind aktuell 388 Beiträge veröffentlicht – ähnlicher Tenor.

Dabei haben die Herren René Obermann (Konzernvorstand) und Thomas Sattelberger (Personalvorstand) ganz handfeste Fakten in ihre Entscheidung einfließen lassen. Mit dem Ergebnis, dass René Obermann sich wie folgt zitieren lässt: „Mehr Frauen in Führungspositionen ist kein Diktat einer falsch verstandenen Gleichmacherei. Es ist ein Gebot der gesellschaftlichen Fairness und vor allem eine handfeste Notwendigkeit für unseren Erfolg. Mit mehr Frauen an der Spitze werden wir einfach besser.“

“#Frauenquote? Mit mehr Frauen an der Spitze werden wir einfach besser. #newwork #creatingExtraordinaryValue“

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Wie ich dazu stehe? Ja, eine Quote macht sehr viel Sinn – zumindest in Großkonzernen. Nicht als alleiniges Instrument, und hoffentlich nicht auf alle Ewigkeit, aber wir brauchen sie jetzt. Ansonsten hat Bundespräsident Horst Köhler weiterhin recht, wenn er Deutschland im Hinblick auf Frauenkarrieren als Entwicklungsland bezeichnet.

Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht zur Lila-Latzhosen-Fraktion gehöre. Dinge schnell auf den Punkt bringen, um zügig Ergebnisse zu erzielen, sowie eine ausgeprägte Leidenschaft für die beste Lösung (wofür mich meine Kunden lieben und mich meine Mitarbeiter und Kollegen manchmal verfluchen) sind Eigenschaften, die mich treffender beschreiben.

Daher kommt mein klares „Ja“ aus folgender Überlegung: Es ist nicht zu leugnen, dass wir alle zusammen vor fundamentalen Herausforderungen stehen. Das Steuern von wertschöpfenden Unternehmen, die zu einem stabilen Wirtschaftswachstum führen, ist die eine Seite der Medaille. Die andere Seite betrifft die globalen wie lokalen Themen „Bildungspolitik“ und „Klimaschutz“. Schnelle Lösungen sind gefragt. Bestmögliche Lösungen. Und diese können nicht entstehen, wenn nur 50% der Talente einer Nation zum Einsatz kommen. Wie sagt Sabine Asgodom, Deutschlands Erfolgscoach, so schön: Frauen führen nicht besser. Männer aber auch nicht.

Chief Transformation Agent | Karin Maria Schertler

Mein Herz schlägt für Transformation jeglicher Art: klassischer Change, das Schaffen von Höchstleistungsteam im VUCA-Zeitalter & agiles Organisationsdesign.

karinmariaschertler.de

Mixed Leadership ist also das Gebot der Stunde. Und da haben wir an vielen Stellen noch deutlichen Nachholbedarf. Was der Vorteil der Quote ist? Dass man plötzlich feststellen wird, dass es gar nicht genug Frauen gibt, um die Quoten zu erfüllen. Und nicht, weil sie nicht qualifiziert dafür wären. Ganz im Gegenteil. Sondern weil sie aus den unterschiedlichsten Gründen nicht wollen. Und dann wird der Umdenkprozess an ganz vielen Stellen beginnen. Sowohl bei Männern, als auch bei Frauen.

Denn machen wir uns nichts vor: Das heutige Arbeitsleben in Führungskreisen läuft nach männlichen Spielregeln ab. Frauen sind in der Regel weniger macht- und egogesteuert. Für sie steht das Ergebnis oft stärker im Vordergrund. Daher stoßen sie in männlichen Strukturen immer mal wieder an Grenzen. Und geben dann auch gerne auf. Nicht jede hat Lust, die Rolle einer Jeanne d’Arc einzunehmen.

Wenn wir also 100% der Talente nutzen wollen, um bestmögliche Lösungen zu erzielen, dann müssen viele Umdenkprozesse stattfinden. Somit ist die Quote nicht die Lösung, sondern der Auslöser für die Lösung. Der Weg zu den „bestmöglichen Lösungen“ wird folglich ein ganz spannender sein!

Spannend sind auch folgende Gedankenspiele:

Was wäre, wenn in den letzten Jahren im Top-Management der Finanzdienstleister „Mixed-Teams“ agiert hätten? Hätten wir uns dann die Finanzkrise ersparen können?

Oder was wäre, wenn wir in den letzten Jahren eine weibliche Konzernlenkerin bei einem Automobilhersteller gesehen hätte? Wären wir da im Hinblick auf komfortable, schicke und gleichzeitig umweltfreundliche Automobillösungen in Deutschland einen deutlichen Schritt weiter?

Auf zu neuen Ufern. Auf zu den bestmöglichen Lösungen!

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